Als sinnvolle Ergänzung zu einer kontrollierten Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung bietet sich ein Erdwärmetaucher (EWT) an. Dabei handelt es sich schlicht um ein unterirdisch verlegtes Kunststoffrohr, aus dem die Lüftungsanlage vorerwärmte Zuluft bezieht. Bei der Planung und Verlegung sind einige wichtige Dinge zu beachten, auf die ich hier näher eingehen will.
Wie bei allen anderen Hausbau-Themen dieses Blogs bin ich auch keine Experte auf den Gebieten Lüftungsanlage oder Erdwärmetauscher. Unser selbst geplanter und verlegter Erdwärmetauscher funktioniert allerdings seit 2004 ohne Probleme. Ich gebe daher gerne meine Erfahrungen weiter.
[Artikel aktualisiert am 8.08.2022]
Vorteile und Funktion eines Erdwärmetauschers
- Vereisung der Lüftungsanlage verhindern
Ganz sicher der wichtigste Vorteil! In einer Lüftungsanlage wird die feuchte Wohnungsluft abgekühlt. Das dadurch möglicherweise entstehende Kondenswasser kann im Winter durch die sehr kalte Zuluft bis zur Eisbildung abgekühlt werden. Eis kann die Funktion des Wärmetauschers stark beeinträchtigen. Die Austritttemperatur der Zuluft unseres Erdwärmetauschers liegt auch bei Temperaturen im Bereich von -10°C immer oberhalb des Gefrierpunktes. Wer keinen EWT hat, muss im Winter die Zuluft evtl. elektrisch vorwärmen (Kosten der Heizeinrichtung, Energiekosten, Umweltgedanke). - Kühleffekt im Sommer
Im Sommer kühlt eine unterirdische Luftführung die warme Außenluft um einige Grade ab. Wenn man daher den Wärmetauscher der Lüftungsanlage ausschaltet und die Zuluft direkt der Wohnung zuführt (viele Geräte haben dazu einen Bypass), kann eine Kühleffekt eintreten. Nach meiner Erfahrung darf man aber nicht allzu viel erwarten, sicher nicht die vergleichbare Wirkung einer Klimaanlage. Das Herablassen der Rollladen an den Südfenstern hat in unserem Fall einen größere Wirkung, und belastet auch die Stromrechnung nicht. - Entfeuchten der Außenluft im Sommer
An schwülen Sommertagen kann die abkühlende Luft an der Rohrwand des Erdwärmetauschers kondensieren und damit die Zuluft entfeuchten. Wir halten allerdings die wenigen schwülen Sommertage auch ohne Luftentfeuchtung aus. - Vorwärmung der Außenluft im Winter
Bei -10°C Außentemperatur wärmt unser Erdwärmetauscher die Zuluft auf ca. +2°C auf. Diese ersten 12 Grad brauchen daher vom Wärmetauscher der Lüftungsanlage nicht mehr geleistet zu werden. Viele Lüftungsanlagen haben jedoch einen so hohen Wirkungsgrad, dass der Temperaturunterschied zwischen zu- und abgeführter Raumluft auch ohne Verwendung des Erdwärmetauschers immer nur 1-2°C beträgt, auch bei sehr niedrigen Außentemperaturen.
Nachteile eines Erdwärmetauschers
Die Vorteile überwiegen deutlich, aber es gibt natürlich auch einige Nachteile.
1. Kosten
In unserem Fall (Selbstverlegung, Anschaffungsjahr 2004):
- Materialkosten
Wir zahlten (Neubau 2004) ca. 700 Euro für Mauerhülse, Mauerabdichtung, und Erdwärmetauscher-Rohr. Dazu kommt der Lufteinlassfilter im Garten, dessen Kosten sehr stark vom Hersteller abhängen. Die Außenfilterbox der Fa. Paul kostete ca. 500 Euro. - Verlegekosten
Bei Verlegung im Arbeitsraum zwischen Baugrubenwandung und Kellerwand (Absprache mit Verfüller erforderlich!) benötigen zwei Personen ca. 1 Tag für die Verlegung. - Filterwechsel Außenfilterbox
- Reinigungskosten
Wenn die Bildung von Kondenswasserpfützen im EWT-Rohr verhindert wird (s.u.), sollte es nicht zu hygienischen Beeinträchtigungen kommen. Die Hilfe einer Rohrreinigungsfirma sollte daher nie erforderlich werden.
[Update 8.08.22: Rechnen Sie heute mit 1200-1500 Euro. 50 m Hekatherm-Rohr kosten z.B. gemäß Preisliste 2022 beim Hersteller Hegler bereits 18,50 Euro/m.]
2. Hygienische Bedenken
Dieses Thema wird kontrovers diskutiert. Da sich im Wärmetauscherrohr Kondenswasser bildet, besteht theoretisch die Möglichkeit einer organischen Verunreinigung der Rohrwandung (Schimmelpilze, Bakterien, Algen). Diese Bedenken konnten Studien der ETH Zürich weitgehend zerstreuen. Wichtig ist jedoch, dass es zu keiner Verunreinigung des EWT-Rohres kommt (Luftfilter!) und dass Kondenswasser ungehindert ablaufen kann.
3. Bedenken bezüglich Radon-Belastung
Radon 222 ist ein im Boden vorkommendes radioaktives Edelgas, das beim Einatmen über einen längeren Zeitraum und in zu hoher Konzentration Lungenkrebs verursachen kann. Es ist daher darauf zu achten, Rohrverbindungen entweder ganz zu vermeiden oder luftdicht auszuführen. Das verwendete Rohrmaterial darf zudem Radon nicht in gesundheitsgefährdender Konzentrationen durchlassen (ggf. Nachfrage beim Hersteller).
> Teil 2: Planung eines Erdwärmetauschers
> Teil 3: Verlegung eines Erdwärmetauschers
Weiterführende Informationen
Lüftungs-Forum bei Haustechnikdialog.de
Hier hatte meine Recherche vor 4 Jahren begonnen. Sehr hilfreich.
Tausende Treffer…
Einer der Hauptgründe warum ich mich für die Lüftungstechnik der Firma Paul entschieden habe, sind deren zahlreiche Informationen zu Planung, Installation, und Betrieb von Lüftungsanlagen. So macht man das. Mit Fachkenntnis überzeugen.
Literatur zur Lufthygiene von Erdwärmetauschern
FLÜCKIGER, B. 1999. Hygienische Aspekte von Luftansaug-Erdregistern: Dokumentation zum Referat an der 3. Passivhaus-Tagung, 19./20. Februar 1999, Bregenz
FLÜCKIGER, B., WANNER, H. U. AND LÜTHY, P. 1997. Mikrobielle Untersuchungen von Luftansaug-Erdregistern. Fachbereich Umwelthygiene, unterstützt durch Bundesamt für Energiewirtschaft, Amt für Technische Anlagen und Lufthygiene des Kantons Zürich, Zürich.
FLÜCKIGER, B. 1997. Mikrobielle Untersuchungen von Luftansaug-Erdregistern. Heizung und Lüftung, 64(3), 19-22.
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